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12 September

01.09.12  


Gestern war Vollmond und Herbstanfang. So düster wie hier auf der Tempelhofer Rollbahn sah ich meine Zukunft. Am Abend hatte ich urplötzlich knapp 39 Grad Fieber. Einfach so. Die Chefin des Moviemento-Kinos rief mich um halb neun an, wann ich komme. Ich frage, wieviel Zuschauer im Kino sind. Sie sagt, es ist halbvoll. Daraufhin geht es mir sofort besser.

Den etwas älteren Zuschauern hier im Kino scheint mein Film und auch das Publikumsgespräch danach gefallen zu haben, und ich vergesse mein Fieber. Der Herr in der vorderen Reihe mit dem Schnurrbart bringt mich sogar mit seinem Auto nachhause.

In der Fidicinstraße treffe ich auf die letzten Besucher einer Geschäftseröffnungsparty. Ich frage, was für ein Geschäft das wird. Ein Kleidergeschäft für Damen und Herren. Das Leben geht weiter.
Ich bin jetzt wieder auf meinem Bauernhof. Weit weg von "INS BLAUE". Leider noch immer geschwächt vom gestrigen Fieberanfall.

Auch meine beiden Forsythienbüsche lassen die Blätter hängen.

02.09.12   Die Geißerndörfer Filmproduktion hat den neuen Film meiner Tochter Joya "Love, Yesterday" (LINK) auf ihrer Website angekündigt.
03.09.12   In der Zeitung Die Welt ist heute unter dem Titel "Mysterium Film" ein Artikel von Hanns-Georg Rodek (LINK) über "INS BLAUE", meine bisherigen Fime und meine Zukunft als Filmemacher erschienen.

So sieht es in mir drin aus, nachdem ich die Zuschauerzahlen vom Wochenende bekommen habe. Aus Trauer und aus Zorn habe ich einen ganzen Baum gefällt. Mühsam, nur mit einer Handsäge. Irgendwohin muss ich ja mit meiner Energie.
04.09.12  
Ich habe ca. 20 solcher wildgewachsener Zwetschgensträucher. Genau so voll wie dieser. Jedem Kinozuschauer von "INS BLAUE" eine blaue Zwetschge zu schenken, wäre kein Problem.

Der Artikel in der Welt von gestern. Online ist er unter einem neuen Titel (LINK) auch in der Berliner Morgenpost erschienen.
Eine Blogger-Kollegin ruft wegen meines Eintrags von gestern zum Ins-Kino-Gehen auf (LINK). Das gefällt mir.
05.09.12   Trotz er Ermahnung der Blogger-Kollegin gestern habe ich heute zwei weitere Bäume gefällt. Einen Holunder im Innenhof und eine Esche (weil die die Eschenkrankheit kriegen) im Garten.


Vor und hinter dem Trabbi wachsen wild ein Walnussbaum und eine Eberesche. Die dürfen weiter wachsen. Auch der Kirschlorbeer kriegt jetzt wieder mehr Licht und wird vielleicht wieder so groß wie vor 4 Jahren.
Vor 3 Jahren habe ich ihn, weil er bei 26 Grad minus abgestorben ist abgesägt und mich dabei gefilmt.
06.09.12  

Eine Woche nach dem Kinostart veröffentlichen der Tagesspiegel (LINK) und die taz (LINK) Kritiken zu "INS BLAUE". Der läuft in Berlin inzwischen nur noch um 21.45 Uhr in den Tilsiter Lichtspielen.

Der Innenhof von oben . Nach Abschluss der Baumfällarbeiten. Es gäbe noch wesentlich mehr zu tun. Aber erst muss das ganze Holz trocknen und dann verbrannt werden. Wenn ich für "DER EREMIT" Geld kriege, mache ich ein Freudenfeuer.



Um den Trabbi herum sind jetzt alle Holunderbüsche und Bäume weg. Ich hab den Trabbi sogar ein bisschen geputzt.

Vor eineinhalb Jahren hat mir mein Bruder zwei blaue Weintraubenpflanzen geschenkt. Eine ist erfroren. Diese hat überlebt. Heute habe ich ihr endlich ein Rankgerüst gebaut. Wenn man alleine ist, ist das schon ein größeres Unternehmen. Wenn mein Sohn Nicolai mal wieder auf den Bauernhof kommt, muss der große Baum links, eine plötzlich abgestorbene Esche, gefällt werden.

08.09.12   Heute vor einem Jahr war der erste Drehtag von "INS BLAUE" (LINK). Ich denke mit Wehmut daran. Es hat geregnet und kalt war's. Das sagt Marquard Bohm zu Uschi Obermaier beim Spazierengehen am Starnberger See in "ROTE SONNE".
10.09.12  
11.09.12  




Gestern abend.

Heute mittag.

Rot und blau.

12.09.12  
13.09.12  

Mein Mittagsessen heute war ein Abenteuer. Gudrun Max wollte eine "Spanische Kichererbsensuppe mit Chorizo" aus dem Jamie Oliver-Kochbuch kochen, aber viele der Zutaten gab es nicht im lokalen Supermarkt. Sie hat dann improvisiert und alle Dinge einzeln fertiggemacht. Auf mehreren Tellern waren die am Ende dann ausgebreitet…



…es war dann zwar keine Suppe, aber geschmeckt hat es trotzdem.
"INS BLAUE" läuft seit heute nicht nur in Berlin und Köln, sondern auch in Karlsruhe. Am Samstag mache ich in Berlin ein drittes Publikumsgespräch im "Zukunft", dem jüngsten Kino in Berlin.

14.09.12  
15.09.12   Um 19 Uhr rufe ich im Kino "Zukunft" an und frage, wie viele Zuschauer "INS BLAUE" gestern und vorgestern da hatte, An einem Tag war es 1 Zuschauer, am zweiten 2 Zuschauer. Was wird mich da, wenn ich in 2 Stunden da hinfahre, erwarten? 3 Zuschauer? Oder sogar mehr? Wenigstens bin ich auf alles vorbereitet und habe keine 39 Grad Fieber.
16.09.12   Gestern Nacht im Kino "Zukunft" saßen 21 Zuschauer. Der Theaterleiter meinte, die seien alle gekommen, um mich kennenzulerrnen. Das glaube ich nicht, denn eine Hälfte verließ das Kino, als der Film zuende war.

Der Eingang.

Das Foyer.

Das Publikum
Ich erzähle den Zuschauern gerade, was "INS BLAUE" mit den Filmen von Hong Sang-soo zu tun hat, und weise darauf hin, dass im November im Arsenal-Kino eine Retrospektive dieses Regisseurs stattfinden wird. Da sagt der Herr in der Mitte in der ersten Reihe, dass er der Mitveranstalter dieser Retrospektive sei.

Es ist Dr. Sulgi Lie, und er arbeitet am Seminar für Filmwissenschaft der FU (der junge Mann links ist einer seiner Studenten). Sulgi Lie und ich hatten vorher schon mehrere emails über die Hong-Retrospektive ausgetauscht, und er hatte von mir eine Englisch untertitelte DVD von "INS BLAUE" zugeschickt bekommen. Er wird sie Anfang Oktober Hong Sang-soo in Seoul übergeben. Ihm hat mein Film sehr gefallen. Was Hong zu meinem Film sagen wird, wissen wir beide noch nicht.
Wir haben dann drei Stunden bis Nachts um 1 Uhr zusammengesessen und über alles Mögliche geredet - unter anderem, dass Hong Sang-soo und ich ein Soju-Wetttrinken machen könnten. Sollte es dazu kommen, wird Hong mich vermutlich unter den Tisch trinken - obwohl ich eine ganze Menge vertrage.

Zu Soju schrieb ich aus München in meinem April-Blog: "In meinem Hotelzimmer stehen zwei Flaschen Soju. Deshalb bin ich hier in München. Es ist das Getränk, das in allen Hong Sang-soo Filmen so gut wie immer getrunken wird. Die Frauen werden danach so weich wie Butter in der Sonne und die Männer sagen: I love you."
17.09.12   Auf dem Tahrirplatz in Kairo werden jetzt Bäume gepflanzt. Es sieht jetzt alles sauber und ordentlich aus, erzählt mir meine Freundin, die gestern Abend dort war. Der Graffitifilm, den ich im März mit ihr und dem Graffitimaler Alaa Awad gedreht habe, ist jedenfalls schon jetzt ein historisches Dokument. Wenn ich ihn bloß mit der Canon D7 gedreht hätte! Manchmal denke ich, dass alles gut wird in Ägypten, und ich "DAS MÄDCHEN VOM FLUSS" doch noch drehen kann.

19.09.12  

Die Verschönerung des Tahrirplatz geht weiter. Gestern wurden alle Graffiti in der Mohamed Mahmut Street überstrichen.

"Erase more and more you coward regime", schreibt der Künstler. Die Eidechse und die Schlange auf den Schulterklappen der Uniform sind super.
Im März 2012 sah das noch so aus:

20.09.12   Ich bringe meine Freundin zu einem Tagungshotel in Schlachtensee - für mich war es eine Reise in die Vergangenheit.

In diesem Haus habe ich mehrere Jahre gewohnt und 1989 den Film "SIEBEN FRAUEN" gedreht. Der Südsee-reisende Johannes Herrschmann hatte es von seinem Vater geerbt, und der hat ihm allerlei versteckte Botschaften hinterlassen. Im Haus gegenüber wohnten die sieben Frauen des Filmtitels. Das waren allerdings: eine Großmutter, eine Mutter und ihre fünf Töchter.

In diesem Restaurant am U-Bahnhof Krumme Lanke wollte ich Mittag essen, denn da hat Adriana Altaras in "SIEBEN FRAUEN" Johannes Herrschmann gefragt, mit wieviel Frauen er geschlafen hat. Und dort habe ich öfter mit Jochen Brunow beim Drehbuchschreiben von "BERLIN CHAMISSOPLATZ" zu Mittag gegessen. Ein paarmal bekam ich dort sogar frittierte Sardellen.

Die Hoffnung auf frittierte Sardellen musste ich aufgeben. Das Restaurant wird abgerissen. Vor meinen Augen flogen Dachziegel auf das Pflaster vor dem Haus.
Je älter ich werde, desto mehr fällt mir auf, wie schnell sich die Außenwelt verändert. Früher hat mir das gefallen. Da war Veränderung für mich ein Zeichen von Leben und ich habe mich darüber gefreut. Jetzt sind alle Veränderungen Zeichen für das Näherkommen des Todes. Das gefällt mir überhaupt nicht.
21.09.12  

Ein englisch untertiteltes (!) Video, das die Übermalung der Graffiti in Kairo zeigt. Ich werde in den nächsten Tagen die Leute, die das in Kairo machen, kontaktieren, ob sie die englische Untertitelung nicht auch für mein Video machen.
Heute wurde auf meinem Bauernhof die Jauche abgefahren. Meine Freunde, Gudrun Max und Karlheinz Oplustil, die da statt in Griechenland, ihren Urlaub verbringen, haben alles Erforderliche für mich gemacht. Ab jetzt haben die beiden einen festen Platz für Aufenthalte auf meinem Bauernhof.
22.09.12  
Die neuen Graffiti an der Mohmmed Mahmud Street in Kairo.
24.09.12   Auf Spiegel-Online erscheint heute ein Artikel über die Graffiti (LINK) an der Mohammed Mahmut-Street in Kairo.
25.09.12  

Seit dem letzten Samstag plagt mich eine Erkältung, aber anstatt, dass es besser wird, kommen täglich neue Symptome dazu.
Heute um 16.45 Uhr wird in der ARD ein Porträt von Adriana Altaras ausgestrahlt (LINK). Mit ihr habe ich von 1987 bis 2005 immerhin 8 Filme gemacht. Deshalb komme ich auch darin vor.
Die Menschen im neuen Stadtviertel in der Schwiebusserstraße fangen an ihre Wohnungen zu möblieren.

26.09.12   In der Süddeutschen Zeitung sagt Rainer Gansera in einem Bericht vom San Sebastian Filmfestival, woran man gute Filme erkennt: "Gute Filme putzen uns die Augen blitzblank: Wir sehen frisch ins Universum hinein. Geniale Filme setzen uns neue Augen ein: Wir entdecken die Tiefendimensionen der Welt, unheimlich und schön."

Ich fahre heute zum Supermarkt, denn wichtige Sachen im Kühlschrank sind nicht mehr da. Dabei merke ich, wie schwach ich noch immer durch die Grippe bin. Ich will zum Bauernhof fahren und mich da über die sich im Herbst färbenden Blätter freuen.
27.09.12   Ich fliehe heute morgen von Berlin auf meinen Bauernhof. Zunächst bei strömendem Regen. Als ich da ankomme, scheint die Sonne.





Beim Verlassen meiner Wohnung entdecke ich diesen Aushang. Ich werde meinen Kopf nicht aus dem Fenster halten.
Die Cahiers du Cinéma widmen ihr Oktoberheft Hong Sang-soo (LINK), darauf macht mich ein Leser meines Blogs aufmerksam.
Von meiner Freundin aus Kairo die Veränderungen der Graffiti gestern an der Mohammed Mahmut-Street:



Morsi als Joker: sein Kopf ist jetzt schwarz überstrichen. Vor fünf Tagen im YouTube-Video von Ahram-Online war er noch zu sehen (bei mir der Eintrag vom 22. 9.)
28.09.12   Mein Tag heute beginnt mit Kühlschrank abtauen und alles, was nicht mehr benutzt wurde, auszusortieren. Dann Wäsche waschen, Schläuche im Garten zusammenrollen und in die Scheune bringen. Dann ernte ich im Garten meiner Nachbarin Walnüsse und lege sie aus zum Trocknen.



Ich lebe in zwei Welten: Bauernhof und Kairo. Hier ein paar Fotos von heute aus der Mohamed Mahmut Street:







Wenn ich arabisch könnte, würde ich das übersetzen, aber meine Freundin sagt, es sei kein richtiges Arabisch.
Einen Tag später übersetzt mir meine Freundin den Text auf Englisch: "Shut up your tongues. This is our beloved prophet. My beloved prophet." Sie sagt es sei witzig, aber der Witz sei nicht übersetzbar. Auch weil es Dialekt sei. Sie vermutet, dass das Mädchen dafür bezahlt wird.
29.09.12   Gestern Abend beim Email-Beantworten werfe ich zufällig einen Blick aus dem Fenster…

…und aus Kairo neue Bilder:







Die Mauern, die im Februar gebaut und im März bemalt wurden, sind noch immer da. Sie sollen das Innenministerium schützen.

Es geht so langsam wieder aufwärts. Bin heute ganz vorsichtig, zum ersten Mal seit über 14 Tagen, wieder Fahrrad gefahren. Die Äcker am Radweg, auf denen Weizen, Kartoffeln und Mais gewachsen sind, sind abgeerntet und bereit für die Saat im nächsten Jahr.
Ich lese am Nachmittag dieses Buch…

…es soll die beste Mohammed-Biographie sein, und es fasziniert mich total.
30.09.12  

Noch mehr Bilder aus Kairo:





Das Mädchen mit dem blauen Büstenhalter, das von Polizisten geschlagen und getreten wird..

Ein Graffito von Anhängern der Muslimbrüder. Ganz links sagt einer auf deutsch: "Ich bin Muslim."
Gestern 4 km, heute 8 km Fahrrad gefahren. Danach habe ich meine Baumfällaktionen vom Monatsanfang fortgesetzt und Löcher in die Baumstümpfe gebohrt, damit sie schneller vermodern und nicht wieder neu ausschlagen.

Das war einmal ein Haselnussstrauch…

…und das ein Holunderbaum.

Mein Gingko im Licht der Abendsonne.

Ein Liebesperlenstrauch. Vor 3 Jahren bei Minus 26 Grad ist er erfroren. Jetzt ist er wieder ein bisschen nachgewachsen.

   
   
   
     

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